Es ist ziemlich offensichtlich, dass es sich bei Buffetts Investment nicht nur um ein passives Engagement handelt, da er beabsichtigt, mit diesen Handelsunternehmen zusammenzuarbeiten. Aber die Tatsache, dass der berühmteste Investor der Welt so große Summen investiert, hat Auswirkungen auf die heimische und internationale Wahrnehmung japanischer Aktien. Buffett vertraut in die Korrektheit der Bilanzierungspraxis und der Unternehmensführung im Allgemeinen und vor allem dem starken Geschäftssinn dieser Unternehmen. Er hielt damit auch an seiner Maxime fest, gute Value-Aktien dann zu kaufen, wenn diese ungeliebt sind. Alles in allem sollte Buffett’s Investment die Anleger in japanische Aktien in hohem Maße inspirieren, da ein Großteil des Marktes als „ungeliebter Value“ charakterisiert wird, und sie dazu bringen, sich zu fragen, ob es noch andere japanische Sektoren gibt, die er anvisieren könnte.
Zunächst einmal führen viele Analysten an, dass es sich bei seinen Käufen um Value-Aktien handelt, erwähnen aber nicht, wie viel „Value“: etwa 6 % Dividendenrendite in den vergangenen Quartalen und fast 5 % in den Quartalen davor, als Buffett mit den Ankäufen begann. Für einen soliden Sektor in einem Land mit einer soliden Währung ist das im weltweiten Vergleich eine außerordentlich hohe Rendite. Normalerweise würde dies bedeuten, dass irgendwann in der Zukunft größere Dividendenkürzungen vorgenommen werden müssten, insbesondere in einer Krisenzeit. Buffett denkt jedoch offensichtlich anders und das aus guten Gründen. Im Rahmen der fortlaufenden Bemühungen um eine Reform der Unternehmensführung habe ich in den vergangenen Quartalen die Unternehmen öffentlich dazu aufgefordert, als Zeichen des Vertrauens in die Zukunft ihrer Unternehmen die Dividenden nicht zu kürzen, es sei denn, es herrschen extreme Umstände. Erfreulicherweise hat sich diese „Show Me The Money“-Governance bei den Handelshäusern bewahrheitet: Sie hielten die Dividenden auf Rekordniveau und bewiesen damit, dass sie durchaus Vertrauen in die eigenen Geschäfte haben und sich auch um die Aktionäre kümmern. Da sie neben dieser allgemeinen Zielsetzung auch untereinander konkurrieren, um in der Gunst Buffetts zu bleiben, scheint es sehr wahrscheinlich, dass sie weiterhin so hohe Dividenden zahlen werden. Hilfreich ist dabei, dass die Erträge des Sektors zwar zusammen mit den Energiepreisen und der Binnenkonjunktur gefallen sind, sich aber zusammen mit der Weltwirtschaft wieder erholen dürften.
Warum ist es wichtig, die Dividende nicht zu kürzen? Weil die Anlage in Aktienerträge dank der Schaffung einer risikofreudigen, inländischen Aktienkultur der Schlüssel zum Erfolg der Abenomics ist. Der Aufbau einer solchen Kultur war denn auch der ursprüngliche Grund für die Käufe von Aktien-ETFs durch die BOJ: Verbesserung der Risikobereitschaft, um Japan aus der deflationären psychologischen Grundhaltung und den niedrigen Vermögenspreisen herauszuholen und durch den Vermögenseffekt, sowohl von Immobilien als auch von Aktien, einen positiven Kreislauf des Wirtschaftswachstums in Gang zu setzen.
Glücklicherweise haben nur sehr wenige Unternehmen in dieser Krise ihre Dividenden gekürzt. Das sollte neben dem Buffett-Impuls dazu führen, dass sich die heimische Aktienkultur zusammen mit der Wirtschaft von ihrem Tief erholt. Dies sollte die Stimmen ruhigstellen, die behaupten, dass es für Japaner besser ist, in US-amerikanische als in japanische Aktien zu investieren. Buffett sagt nämlich genau das Gegenteil, indem er behauptet, dass er in den USA kaum etwas finden kann, das sich zu kaufen lohnt.
Was die internationalen Investoren betrifft, wird es immer eine Vielzahl von Skeptikern geben, die wahrscheinlich Buffetts nicht rein passive Position bemerken werden. In der Tat herrscht die Meinung vor, dass Japans Glas an all diesen Fronten nicht einmal halb leer ist, und dass es von wildem Optimismus zeugt, etwas anderes zu behaupten. Aber es bestehen Bedenken – erstens: Japans Wirtschaft war in diesem Jahr tatsächlich sehr wettbewerbsfähig in Bezug auf die USA und übertraf Europa bei weitem, wie in einem unserer früheren Berichte beschrieben. Zweitens: Die demografische Entwicklung ist immer eine anhaltende Sorge unter den Makroanlegern oder den weniger sachkundigen Anlegern. Aber wie ich seit meinem Artikel Debunking Demographics in den letzten sechs Jahren darlege, sind die Gewinnmargen und Gesamtgewinne der Unternehmen trotz dieses Gegenwinds gestiegen, dank verbesserter Unternehmensführung, Technologie und Effizienz sowie erfolgreicher Geschäftsumsetzung und der Ausrichtung auf das globale Wirtschaftswachstum, insbesondere des Wachstums in China. Zum dritten: Das neue Gesetz für ausländische Investoren (Devisen- und Außenhandelsgesetz) hat in der Vergangenheit einige Investoren beunruhigt, hatte aber aufgrund gezielter Ausnahmeregelungen nur geringe negative Auswirkungen. Dies hat Buffett sicherlich nicht abgeschreckt oder daran gehindert, in aller Ruhe große Beteiligungen aufzubauen. Und viertens: Japans starke Abhängigkeit von Investitionsausgaben und Automobilen beunruhigt einige Investoren, aber die Diversifizierung der Lieferketten von Unternehmen weltweit sollte die Investitionsausgaben ankurbeln. Die Investitionsausgaben für die Halbleiterfertigung, bei denen Japan hervorragend ist, scheinen reif für weiteres Wachstum. Autoaktien mögen nicht „cool“ erscheinen, aber die Autoverkäufe erholen sich weltweit schnell wieder auf das Vorkrisenniveau. Außerdem ist Japan weltweit führend im ESG-freundlichen Sektor der Hybridfahrzeuge.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Buffett-Impuls zwar nicht alle Probleme löst, aber wahrscheinlich einen echten Wendepunkt für japanische Aktien markiert. Niemand wird mehr so mürrisch urteilen können, ohne dass die Erwiderung typischerweise lauten könnte: „Buffett ist anderer Meinung.“